Wer sich einen wirklich guten digitalen Bilderrahmen bauen möchte, der ist gut beraten, sich verschiedene Bildbetrachterprogramme anzuschauen.
Das ist die Software, die nicht nur die Wiedergabe steuert, sondern auch für die Bildübergänge zuständig ist. Und da gibt es einiges, was man sich überlegen sollte.
In diesem Artikel möchte ich euch drei, vom Ansatz her sehr verschiedene, Bildbetrachter vorstellen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile für ein Digitalrahmenprojekt.
Für jede der drei Optionen zeige ich euch außerdem, wie ihr das Package installiert und startet.
Was ein Bildbetrachter leisten sollte
Die Anforderungen unterschieden sich durchaus, je nach dem, ob ihr eine Anwendung für zuhause plant, oder ob ihr eher eine kommerzielle Digital Signage Lösung realisieren wollt.
Denn das eine Programm mag sich für private Bilder perfekt, aber weniger für digitale Werbeplakate, eignen. Behaltet das bei eurer Auswahl im Hinterkopf.
In diesem Artikel werde ich mich auf die besten Bildbetrachter Programme für Fotos beschränken.
Was erwarte ich also von einem Bildbetrachter für digitale Bilderrahmen?
Ich beginne mit einer Liste von Must-Haves und Nice-to-Haves, die ich in einem digitalen Bilderrahmen sehen möchte. Die gewichtest du nach deinen Anforderungen, um den für dich besten Bildbetrachter zu finden.
Meine Must-Haves für digitale Bilderrahmen
- Möglichkeit, Bilder in Unterordner abzuspielen. Du wirst eventuell deine Bilder nach Jahr sortiert haben. Dann wirst du auch entsprechend viele Unterordner haben. Das rekursive Abspielen aller Bilder in einem Ordner, inklusive Unterordner, kann nicht jede Software.
- Zufällige Wiedergabe. Die lineare Wiedergabe von Verzeichnissen ist recht langweilig. Du willst schließlich überrascht werden, welches Bild als nächstes kommt.
- Möglichzeit zur Einstellung der Bildfrequenz von einigen Sekunden bis zu 24 Stunden
- Kreuzüberblendungen. Es ist zwar nett, andere Bildübergänge zu haben, aber das Überblenden ist meiner Meinung nach die beste Option für den Heimgebrauch.
Die Nice-to-haves sind:
- Pause und ein Bild zurückgehen
- Manuelle Playlisten
- Smarte Playlisten basierend auf Exif Daten
- Bildschirmfüllende Darstellung
- Möglichkeit, die Bilder von entfernten Servern zu beziehen, wie Streaming, Anbindung an Google Photos etc.
Schauen wir uns nun jeden Kandidaten an, wie gut er sich diesen Anforderungen gewachsen zeigt. Ich werde mich nur auf Funktionen konzentrieren, die für unseren Anwendungsfall relevant sind und mit einem Raspberry Pi funktionieren.
feh
feh ist ein schlanker, konfigurierbarer und ziemlich vielseitiger Bildbetrachter mit Funktionen wie Dateilisten und verschiedenen Bildsortiermodi.
Es scheint, als hätte es feh schon immer gegeben. Die erste Erwähnung, die ich finden konnte, war von 1999, also vor vielen Generationen in Internetzeit gerechnet.
Und doch ist er nach wie vor einer der am häufigsten verwendeten Bildbetrachter für den Raspberry Pi und hat viele Fans. Zum Zeitpunkt der Erstellung war die Version 3.1.3 die aktuellste Version.
Es wurde von Tom Gilbert und später Daniel Friesel mit anderen Autoren entwickelt.
Als ich 2010 meinen ersten digitalen Bilderrahmen baute, habe ich auch feh eingesetzt, und es finden sich immer noch viele Anleitungen für digitale Bilderrahmen im Internet, die ihn empfehlen.
feh ist wie ein Schweizer Taschenmesser und sehr vielseitig einsetzbar.
Was mir an feh gefällt:
- Bilder in Unterverzeichnissen können mit inkludiert werden
- Zufallswiedergabe
- Bildfrequenz ist beliebig einstellbar
- Pause und Bild zurück ist möglich
- Manuelle Playlisten lassen sich über die Befehlszeile anwählen, in dem man das Verzeichnis angibt
- Smarte Playlisten basierend auf Exif Daten sind möglich
- Bildschirmfüllende Wiedergabe mit Auto-Zoom
- Einfach zu installieren und bedienen
Was mir fehlt
- Keine anderen Bildübergänge als einen "harten Schnitt". Das ist für Digital Signage Anwendungen in Ordnung, aber für die Nutzung im häuslichen Umfeld weniger. Gerade wenn es etwas dunkler wird, stört der harte Bildübergang, weil es so wirkt, als würde sich etwas bewegen und man schreckt unwillkürlich auf. Das lenkt ab und kann sogar unangenehm wirken.
So installierst du feh:
sudo apt install feh -y
So könnte die Befehlszeile komplett aussehen
feh -qrYzFD120 --zoom fill /home/pi/Pictures/your-images
mit den Parametern -q = quiet mode(unterdrücken von Fehlermeldungen), r = recursive (inklusive Unterverzeichnisse), Y = hide pointer (Mauszeiger unterdrücken), z = randomize (Zufallswiedergabe), F = full screen (Vollbildmodus), D120 = delay of 120 seconds (Bildfrequenz) and --zoom fill = fills your screen (Anpassen an die längste Seite).
Daneben gibt es viele weitere Einstellungsmöglichkeiten, die sich hier nachlesen lassen.
Solltest du übrigens den Fehler
feh ERROR: Can't open X display. It *is* running, yeah?
angezeigt bekommen, dann gib einfach
export DISPLAY=:0
im Terminal ein.
Würde ich feh immer noch für einen digitalen Bilderrahmen verwenden?
Trotz seiner Vielseitigkeit fehlt feh ein Feature, das für digitale Fotorahmen im Wohnbereich entscheidend ist, nämlich die Möglichkeit, Kreuzüberblendungen darzustellen. Der Unterschied im Look & Feel ist riesig. Deshalb setze ich feh nicht mehr ein und habe auf Pi3D umgestellt.
Wenn dir Kreuzüberblendungen allerdings egal sein sollten, dann ist feh eine sehr gute Wahl.
feh Alternativen
Für den Raspberry Pi gibt es unzählige Bildbetrachter. Obwohl ich mir nicht alle im Detail angeschaut habe, war mein Eindruck, dass sie nicht viel mehr bieten als feh.
GPicView ist ebenfalls ein sehr schlanker und von jedem Firlefanz befreiter Bildbetrachter, der 2007 von Hong Jen Yee programmiert wurde. Im Juni 2019 erschien in der c't eine Selbstbauanleitung für einen Digitalrahmen, der GPicView einsetzte ("Pic’tur: Digitaler Bilderrahmen und Anzeigetafel mit Raspi"), aber ich persönlich finde GPicView doch etwas veraltet.
Das Package bietet ebenfalls keine weichen Bildübergänge. Es wird standardmäßig mit der Raspbian-Distribution ausgeliefert und verfügt im Gegensatz zu feh über eine grafische Oberfläche. Das letzte Update, das ich finden konnte, ist von 2016. Die Dokumentation ist etwas mager.
Pi3D
Die meisten von euch werden noch nie von Pi3D gehört haben. Wenn man nach "Bildbetrachter" googlet, erscheint es nicht. Aber aus meiner Sicht, ist es das bestgehütete Geheimnis in der Raspberry Pi Digitalrahmenwelt.
Pi3D war ursprünglich dafür gedacht, 3D- und 2D-Rendering zu ermöglichen und bietet eine Vielzahl von Befehlen zum Laden von texturierten oder animierte Modellen und zum Erstellen fraktaler Landschaften und Shader.
Diese Funktion wurde auch genutzt, um bemerkenswerte Bildübergänge für digitale Fotorahmen zu erzeugen.
Pi3d wurde 2012 von Tim Skillman, Paddy Gaunt, Tom Ritchford geschrieben. Als ich darüber stolperte, wusste ich sofort, dass ich die ideale Bildbetrachtungssoftware für den digitalen Bilderrahmen Raspberry Pi gefunden hatte.
Ich habe über meine Erfahrung mit Pi3D geschrieben hier geschrieben: "So erstellst du professionelle Überblendungen auf deinem digitalen Bilderrahmen".
Das war 2015 und seitdem hat Paddy die Software sorgfältig weiterentwickelt.
Was mir an Pi3D gefällt:
- Die wunderbar sanften Kreuzüberblendungen. Mir ist bis heute keine andere Bildbetrachtungssoftware für den Raspberry Pi bekannt, die mit der Überblendungsfunktionalität von Pi3D mithalten kann.
- Zufallswiedergabe von Bildern nach einem Algorithmus, der Wiederholungen reduziert
- Vollbildmodus mit Auto-zoom
- Ein sehr engagierter Entwickler, der sich neuen Ideen immer offen zeigt
Was mir noch fehlt
- Aktuell lassen sich Bilder nicht nach Exif-Daten filtern, wie das bei feh geht. Allerdings muss ich einschränkend sagen, dass mir bereits eine Betaversion vorliegt, in der diese Möglichkeit recht clever umgesetzt wird.
Trotz der bemerkenswerten grafischen Möglichkeiten ist Pi3D recht einfach zu installieren. Es kann jedoch nicht vollständig über die Befehlszeile aufgerufen werden, da es ein Skript gibt, in dem die Konfiguration definiert ist.
Der Vorteil ist, dass du die Werte im Skript einmal definierst und dann die Datei ohne lange Parameter aufrufen kannst.
Die Ersteinrichtung ist nicht besonders schwer. Alle Einzelheiten findest du im oben schon erwähnten Artikel.
Du installierst Pi3D mit
sudo pip3 install pi3d
und
wget https://github.com/pi3d/pi3d_demos/archive/master.zip unzip master.zip rm master.zip mv pi3d_demos-master pi3d_demos
Dann öffnest du die Datei
PictureFrame.py
im Verzeichnis
pi3d_demos
in einem Editor und editierst die Benutzervariablen.
Mit
python3 PictureFrame.py
startest du dann das Skript.
Langsame Überblendungen zwischen den Bildern machen einen enormen Unterschied, wie du in diesem Video sehen kannst.
FRAMEN Photo App
Die dritte Alternative für einen Bildbetrachter, über den ich sprechen möchte, ist die FRAMEN Photo App.
Es ist eigentlich kein Softwarepaket per se, sondern geht einen ganz anderen Weg, um den Raspberry Pi in einen digitalen Bilderrahmen zu verwandeln.
Von den drei Lösungen ist es die bequemste Option und ebenfalls kostenlos.
Diese App wurde von der Frankfurter Firma FRAMEN entwickelt, die digitale Bilderrahmen und zugehörige Dienstleistungen verkauft. Als die Entwickler die Software zur Steuerung der FRAMEN Rahmen schrieben, beschlossen sie, sie plattformunabhängig auszulegen.
Das heißt, dass man sie wunderbar auf dem selbstgebauten Raspberry Pi einsetzen kann.
Technisch gesehen ist es viel mehr als ein Bildbetrachter, denn es ist eine integrierte Lösung mit Fotoverwaltung. Die FRAMEN Photo App hat eine ähnliche Funktionalität wie feh, aber auf eine viel komfortablere Weise.
Sie verfügt über eine Playlist-Verwaltung und eine elegante Fernsteuerung, mit der du in der App sehen kannst, welches Bild gerade auf bis zu drei möglichen Bilderrahmen erscheint.
Was heute noch fehlt, ist die Möglichkeit einer Zufallswiedergabe und Kreuzüberblendungen. Aktuell gibt es nur harte Übergänge zur Auswahl.
Das sind wichtige Punkte, aber FRAMEN hat mir gegenüber bereits angedeutet, dass sie an einem neuen Release arbeiten, das diese Funktionen beinhalten könnte.
Es ist keine Installation auf dem Raspberry Pi erforderlich, sondern nur eine Änderung der Startdatei, die den Chromium-Browser automatisch startet und sich mit dem FRAMEN-Dienst verbindet.
Diese Lösung ist ideal für alle, die eine integrierte Lösung wünschen, die eine Fernbedienung für den Bilderrahmen und eine Fotoverwaltung beinhaltet.
Die FRAMEN Photo App ist auch die einzige Lösung der drei Pakete, die die Bilder nicht lokal speichert, sondern aus der Cloud streamt.
Fazit
feh, Pi3D und die FRAMEN Photo App sind alle ausgezeichnete Alternativen als Bildbetrachtungssoftware für deinen digitalen Bilderrahmen. Sie sind jedoch sehr unterschiedlich in ihrer Herangehensweise.
feh ist der Standard, der ein einfaches und unkompliziertes Erlebnis bietet, das sich für kommerzielle Anwendungen eignet, bei denen man keine weichen Übergänge zwischen Bildern benötigt.
Pi3D ist der Zaubertrank, der ein Raspberry Pi-Projekt dank der perfekten Überblendungen zu einem professionellen Bilderrahmen macht.
Und die FRAMEN Photo App ist eine kostenlose, wenn auch Closed-Source-Alternative, die ein Full-Service-Bildmanagement beinhaltet und sehr einfach zu bedienen ist.
Überzeuge dich selbst, welche Software deinen Bedürfnissen am besten entspricht und lass mich wissen, wofür du dich entschieden hast.